Eindrücke beim Halbmarathon in Heidelberg am 30.4.2006

… manche Leute muß man zu ihrem Glück überreden …

Eigentlich war auch dieses Jahr der Halbmarathon in Heidelberg nicht im Trainingsplan vorgesehen. Auch die letzten Jahre hatte ich immer abgewunken: zu schwer und zu kurz vor dem MLP-Marathon – nicht, dass dort die Körner fehlen …

Unglücklicherweise kam bei Hubert eine Konfirmation dazwischen und nach kurzem eindringlichem Überreden beim langen Lauf eine Woche vorher hatte ich seinen Startplatz für Heidelberg. Die reguläre Anmeldung wurde Anfang Februar nach 5 Tagen wieder geschlossen, weil das Limit von 3 000 Läufern erreicht war. Das spricht für sich …

In der Woche vor dem Lauf setze ich mich intensiv mit der Sache auseinander. Ich mach das immer so und versuche mich dabei nicht verrückt zu machen. „Es reicht ja, wenn du nur 90% gehst.“

Theoretisch ist alles klar und mit unzähligen Tipps meiner Lauffreunde satt untermauert: „… die ersten 7-8 km geht’s flach und dann drüben den Philosophenweg hoch…mach‘ langsam, die Steigung ist 4 km lang und am Anfang gleich eine satte Rampe. Oben angekommen geht’s gleich wieder runter. Uffbasse, dass disch die Bää net iwwerhole…bis runter nach Ziegelhausen und Schlierbach. Dann noch mal so 4 km zum Schloss hoch und im senkrechten Fall vom Schloss zum Ziel am Uniplatz. Die zweite Steigung hat’s in sich !! unten ist gleich wieder eine Rampe …“ So oder so ähnlich klangen alle Laufberichte. Die Streckenbeschreibung bestätigt das.

Sonntag, 30. April – wir fahren nach Heidelberg und laufen vom Parkhaus die Hauptstraße entlang – fast menschenleer. Dort werden wir eine knappe Stunde später durchlaufen. Ca. 10 Grad, trocken: ideales Laufwetter.

Die normale Prozedur vor dem Start – klasse Organisation übrigens – und wiederholtes Abwägen: was zieht man an??? Die ursprüngliche Wahl: kurz/kurz mit ner Weste drüber wurde nochmals zu ungunsten der Weste modifiziert zu nur kurz/kurz und ab geht die Post frierend zum Startblock; die Jungs vom DJK mit dabei. Unterwegs noch ein paar Kollegen getroffen: „…alles Gute und wir sehen uns…“.

Die letzten Sekunden werden wie immer runtergezählt und los geht’s. Mir ist immer noch kalt! O-Ton Kübi: “ nach der Hauptstraße ist dir warm…“. Stimmt. Gute Kleiderwahl !!

Wir laufen durch die Altstadt vorbei an dichten Menschentrauben über die alte Brücke nach Neuenheim und von dort zurück zum Philosophenweg. Die erste, besagte Rampe hab‘ ich sofort erkannt. Abrupt geht es steil bergauf und gleichzeitig um die Kurve – Serpentinen folgen. Mir ist warm und es geht eigentlich ganz gut. Die Strecke verschwindet im Wald und geht dort durch Hochwald, dessen Blätter gerade aufbrechen zum höchsten Punkt. Dort (uffbasse, dass disch…..) soll es die nächsten 4 km teilweise steil bergab gehen. Nach ca. 2 km (ich laufe gerne bergab mit meinen etwas längeren Beinen) geht’s in eine Senke und – Sch….. drüben – wie senkrecht – ca. 500m wieder hoch!!!? Das gibt die Theorie nicht her!! Das hat mir keiner gesagt! Ich bin so baff, dass ich erst mal stehen bleibe und mir das angucke. Gipsnich!! Ich gehe. Nach. 100m trabe ich kopfschüttelnd wieder an und laufe mit Maximalpuls oben an der Tränke ein. „Jetzt geht’s bloss noch nunner…“ sagt mir ein netter Wassermensch, der meine Verzweiflung sehen kann. Alla, dann: lange Schritte bergab, flach durch Ziegelhausen nach Schlierbach und dort vor dem letzten Anstieg die mitgebrachte Cola ohne Blubber reinziehen (guter Tip von Hubert) und schon läuft die Steigung erfreulich glatt, obwohl sie sich dann doch ziemlich in die Länge zieht. Schöne Häuser stehen hier so mit Porsches davor und so und das Publikum ist immer noch begeistert dabei. Überhaupt machen die Zuschauer einen großen Teil des Reizes dieses Laufes aus.

Seit der letzten Tränke überhole ich fast kontinuierlich und beim abschließenden Show-down auf Kopfsteinpflaster den Schlossbuckel runter lasse ich’s noch mal laufen. Abschließend lassen wir uns von der begeisternden Menschenmenge durch die Hauptstraße tragen. Eine phänomenale Stimmung bei wunderschönem Frühlingswetter in der Altstadt. Gänsehaut bei km 20. Ein kurzer Endspurt und das Glück hat leider schon ein Ende.

Nach dem Lauf treffe ich alle wieder und blicke eigentlich nur in glückliche und zufriedene Gesichter. 1:56:39 brutto für 90% ;-)) – auch ich bin zufrieden!

Der Lauf aus DJK-Sicht in nüchternen Zahlen:

220Blank, Lothar196301:55:44M40
953Hauschild, Stefan196201:46:53M40
1264Kattermann, Siegfried195302:03:18M50
1355Klüber, Franz195101:59:57M55
1400Kohr, Günter195501:53:57M50
1717Märkle, Klaus197101:34:43M35
1828Mohr, Rolf195601:56:39M50
1929Nimtz, Ralf196902:17:03M35
2001Peckolt, Ulrich194702:05:33M55
2433Schöffel, Jürgen194701:47:16M55
1624Liebermann, Claus195301:37:39M50

61. Platz: DJK Feudenheim – 5.08.52 Stunden
Märkle Klaus – Hauschild Stefan – Schöffel Jürgen
1.34.43 – 1.46.53 – 1.47.16

159. Platz: DJK Feudenheim – 5.46.20 Stunden
Kohr Günter – Blank Lothar – Mohr Rolf
1.53.57 – 1.55.44 – 1.56.39

225. Platz: DJK Feudenheim – 6.08.48 Stunden
Klüber Franz – Kattermann Siegfried – Peckolt Ulrich
1.59.57 – 2.03.18 – 2.05.33

Fazit: ein landschaftlich und emotional wunderschöner Lauf, hervorragend organisiert mit klasse Publikum – nur zu empfehlen!! Allerdings sollte man vorher schon mal einige Höhenmeter und Rhythmuswechsel trainiert haben.

Vielen Dank, Hubert!

Rolf Mohr