Von einem, der sich durch den MLP-Marathon quälte

Nachruf zum MLP Marathon 2013 am 8. Juni

Eigentlich sollte es für mich nach 7-jähriger Marathonpause ein motivierender Wiedereinstieg in eine geliebte Sportart werden, in der ich bereits 15 mal finishen durfte. Und meist mit Glücksgefühlen und positiven Erinnerungen an Laufinhalte und Ergebnisse. Auch der 8. Juni 2013 begann vielversprechend. Mein Körper meinte, es sei warm und mutmaßlich nicht zu schwül. Geist und Laufwerk gut drauf, kein Wehwehchen. Der Körper gut hydriert bis zum farblosen Auswurf, sowie optimale und leicht verdauliche Kampfnahrung in den körpereigenen Depots.

Der Startschuss klang denn auch wie der erste Satz von Beethovens Eroika. Beschwingt und leicht, ohne Kraftanstrengung ging es durch Mannheims Oststadt, Neuostheim, Seckenheim und Friedrichsfeld, dann am Neckar entlang wieder zurück in Mannheims konzertierte Quadratur.

In Teil 2 des Marathons ging es rüber in die Ludwigshafener Hoch- und Tiefstraßen. Bei der HM-Splitzeit mit 1:51h war es noch immer ein angenehmes und lockeres Traben ohne Müh. Wenn es so weiterläuft, bleibe ich sogar deutlich unter 4:00 Stunden, so mein Körpergefühl zu diesem Zeitpunkt. Das läuferische Tief sollte ausgerechnet auf der Hochstraße von Ludwigshafens Ende zuschlagen und den stolzen Körper zum Versacken bringen.

Dritte Splitzeit bei km 34,6 mitten in der Ludwigshafener Gartenstadt lag bei 03:16h. Ich merkte, dass die Flaschen jetzt beängstigend schnell leer laufen, dass der Körper Substanz verliert und den Mangel aufbaut. Schaute öfters prüfend, ob das noch meine eigenen Beine sind, die da unten rumwackeln, oder ob mir jemand während des Laufs Fremdmaterial installiert hatte. Könnte immer noch für eine 03:59h Zielzeit reichen. Aber frei nach Wilhelm Busch fühlte ich „wehe, wehe, wehe, wenn ich an mir nach unten sehe“. –

Als mich Klaus Auer vom ASG-Tria Hockenheim mit aufmunternden Zurufen bei km 35 überholte, hatte ich einige Krämpfe zuvor gerade noch einigermaßen abfangen können. Ab km 36 aber war es aus. Die Muskeln machten zu. Der Elektrolyt Haushalt im Körper kollabierte. Laufschritt undenkbar, wurde vom Körper sofort mit Krämpfen an mindestens einem Bein bestraft. Die Krämpfe machten mich gegen meinen Willen zum Soft-Walker. Will heißen: nur noch 6 km vorsichtiges Spazierengehen wurde akzeptiert. Schon ein energischer Schritt wurde vom Körper sofort abgepfiffen und führte zur Spielzeitunterbrechung. Dazu kam allgemeines Unwohlsein und Unlust, irgendeine Nahrung in festem oder flüssigen Zustand aufzunehmen. Dies für mich nichts Neues, eher üblich bei marathonischen Belastungen und in der Regel gut beherrschbar. An diesem 8.Juni 2013 aber extrem und ernüchternd.

Fazit: muss an meinem Marathon Ziel (lächelnd durchs Ziel) weiter arbeiten. Das mit Mannheim war nix. Schade, bei km 30 war die Welt noch in Ordnung mit einem noch glaubhaften 03:59 h Zielerreichungsziel. Aber Zielzeit 04:33h und vor Allem mit einem gequältem Gesichtsausdruck vom Typ „Hächeln statt Lächeln“ im Ziel. So geht mein Lauf nicht in die Annalen ein, allenfalls in die mit nur einem N. Oder lag es vielleicht daran, dass ich nicht als ASG Läufer angemeldet war, sondern unter der Vereinsflagge meines Auch-Mitgliedsvereins DJK-Feudenheim? Ich werde es beim nächsten Marathon mal einfach andersrum probieren und schauen, ob es auch beim Laufwettkampf wundersame Magie gibt, die meine laufenden Geschicke lenkt. – Konstruktiv(er) ist sicher die Fortsetzung bzw. Steigerung von langen Läufen, vielleicht braucht ein M60-er doch ein längeres Vorglühen als ein jugendlicher M50-er. Und natürlich die Suche nach bekömmlichen Elektrolyten, für Tipps eines gscheiten Sport-Druiden bin ich dankbar.

Allemal: ich war nicht allein. Auffallend viele Abbrecher und Krampflöser rechts und links der Marathonstrecke. Die Sannies waren gut beschäftigt. Auch der Folgetag, Sonntag der 9.Juni, stand unter einem dornigen Stern. Der Kraichgau-Triathlon musste wetterbedingt um gut 1 Stunde verzögert werden. Der berühmte Maxdorf Triathlon wurde komplett abgesagt. Das tut jedem weh, der weiß, wie intensiv sich die Amateur-Triathleten auf ein solches Event vorbereiten und wieviel Hoffnungspotential der Athleten an eine solche Herausforderung gebunden ist. Da ist eine hässliche Grimasse beim MLP-Zieleinlauf ein unbedeutender Schönheitsfehler in der persönlichen Erinnerung eines unbedeutenden Möchtegern-Winners.

Rainer Hüber